Geschichten\Wetterkapriolen
Wieder einmal waren wir, ich und zwei meiner Anglerkollegen, in Ungarn an einer privaten Teichanlage nahe der serbischen Grenze zum Fischen.
Wir waren schon öfters hier, da man es hier mit Zelten, Feuermachen und Nachtfischen etc. nicht so sehr streng nahm.
Eines Abends, es war übrigens schon Anfang Oktober, saßen wir nach Einbruch der Dunkelheit, wie sonst auch immer, an unserem lodernden wärmenden Lagerfeuer.
Nachdem wir uns als Selbstversorger das Abendessen gemacht hatten, wurde mit etwas Bier nachgespült.
So verging auch diesmal in der gemütlichen Runde mit Erzählungen von diversen Erlebnissen, jeder von uns hatte ja schließlich ein ansehnliches Repertoire, die Zeit sehr schnell und bald war es auch schon Mitternacht vorbei.

Da wir auch schon frühmorgens regelmäßig Bisse an unseren ausgelegten Ködern hatten, die elektronischen Bissanzeiger sind ja nicht zu überhören, sollten wir uns nun wenigstens 3-4 Stunden aufs Ohr legen.
Andy, als unser Fahrer, verschwand als Erster im Zelt. Kurz darauf auch Wolferl (bekannt durch das "Wolfi - Loch"), nicht ohne vorher noch einige sehr große Holzknüppel ins Feuer zu legen. Schade um das Holz, dachte ich als einigermaßen rationaler Mensch, das hier in der kommenden Nacht ohne wirklichen Nutzen verbrennen würde.
Außerdem erschien mir ein unbeaufsichtigtes Feuer selbst in dieser Gegend als zu gefährlich und beschloss daher, die Holzscheite aus dem Feuer zurückzuziehen um sie morgens wieder verwenden zu können. In kurzer Zeit war auch nur mehr wenig Glut zu sehen und da Windstille herrschte, beschloss ich nach einem kurzen Kontrollgang zu den ausgelegten Ruten, die Feuerstelle so zu belassen und meinen Kollegen ins Zelt zu folgen.

Ich schlief bereits, als mich ein Geräusch weckte.

Etwas bewegte leicht die Zeltwand dicht neben meinem Kopf und klopfte leise daran. Ich dachte, das konnte nur der allen Anglern hier bekannte Fuchs sein, der hier sein Unwesen trieb und schon so manches stibitzte und eben auf der Suche nach Fressbarem war.
Doch das klopfende Geräusch wurde zu einem schleifendem, peitschendem und die Zeltwand flatterte plötzlich wie verrückt, das ganze Zelt schien sich jetzt zu bewegen.

Was ist denn jetzt los? Ich richtete mich auf und hörte ein leises singendes Geräusch, das plötzlich zu einem gewaltigen Rauschen anschwoll. Zudem wurde es draußen schnell immer heller, als ich kurz auf die Uhr schaute zeigte diese wenige Minuten vor 3 Uhr an.

"Der Wald brennt": schoss es mir durch den Kopf und sprang, hellwach geworden, auf und stürmte aus dem Zelt. Dass ich dabei über eine Spannleine stolperte und Barfuss auf einen Zelthering trat, erwähne ich nur ungern.
Es erwartete mich ein Bild, das ich so rasch nicht vergessen werde.
Die ganze Gegend war taghell erleuchtet. Der jetzt tobende Sturm hatte die Restglut des Lagerfeuers angefacht und die Funken stoben in einer sich sehr schnell drehenden Säule als Funkenwolke bis hoch hinauf über die vom Sturm gerüttelten Bäume, wo sie sich schnell ausbreiteten.
Ich lief zum inzwischen umgefallenen Tisch in der Nähe der Feuerstelle und schnappte mir aus der Vorratskiste zwei drei Bierdosen und nahm auch den Trinwasserkanister mit. So bestückt, konnte ich das Feuer in weniger als einer Minute eindämmen. Ich sah mich aufmerksam um, konnte aber kein Feuer im angrenzenden Wald entdecken. Glück gehabt!

Plötzlich hörte der Sturm auf und es wurde sehr still und logischerweise auch sehr finster. So, jetzt stand ich hier, halbnackt, 30 Meter vom Zelt entfernt mitten in der Nacht im Wald und natürlich ohne Taschenlampe.

Hatte ich geträumt, oder was? Mein vom Zelthering - treten schmerzender Fuß belehrte mich rasch eines Besseren, meine momentane Situation aber hatte schon ein gewisses Maß an Komik.
Ich bewegte mich vorsichtig in Richtung Zelt um meine Taschenlampe zu holen, denn ich vermutete ein Durcheinander an den ausgelegten Angelruten.
Ich erreichte das Schlaflager und ertastete mir im Vorzelt eine der Taschenlampen die wir hier deponiert hatten und nahm mir gleich auch meinen Tabak, den ich hier neben meinen Schuhen liegen hatte denn an Schlaf war jetzt nicht zu denken, stattdessen werde ich ein Bierchen "vernichten" und es mir gemütlich machen. Ein kurzer Griff an meine Schlafstelle und schon hatte ich auch mein Hemd.

Aber was musste ich hier hören? Lautstarkes Schnarchen meiner beiden Kollegen. Unglaublich wie man das soeben vergangene Unwetter überhören konnte.
Ich nahm mir also die Lampe und ging in Richtung Teich.
Gleich sah ich meine Vermutung bestätigt; alle drei Rod-Pod's waren mitsamt den Ruten umgefallen.
Aber die hatte ich gleich wieder aufgestellt. Die Ruten, nachdem ich die überkreuzten Schnüre wieder in ihre ursprüngliche Position gebracht hatte, ebenfalls.
Unsere Schirme allerdings hatten das Unwetter nicht überstanden, sie waren sämtlich verbogen und somit ein Fall für den Sperrmüll.
Ich setzte mich also, schon etwas genervt, auf meine Sitzkiepe bei meinen Ruten und steckte mir eine Selbstgedrehte Zigarette an und trank dazu auch einen Schluck.

Wer jetzt vielleicht glaubt ich hätte endlich Muße, der irrt!
An der ersten Rute, die in Richtung des Teichzulaufes aufgestellt war, meldete sich plötzlich der Bissanzeiger mit einem Dauerton. Ich schaltete die Taschenlampe ein und richtete den Lichtstrahl parallel zum Ufer zur Rute hin von der der Alarm kam, damit ich wenigstens etwas sah.
Ich ging schnell zur Rute, nahm Fühlung auf und setzte den Anhieb. Ein unnachgiebiger Widerstand und ein stetiger Zug, sodass sich die Bremse meldete, war die Antwort. Aber schon nach kurzer Zeit konnte ich den vermeintlichen Kapitalen stoppen und langsam aber stetig an mich heranpumpen. Aber irgendwie verhielt sich der Fisch anders als andere.

Da ging auch schon der zweite Bissanzeiger los und ebenfalls mit einem Dauerton!
Das war mir jetzt schon sehr verdächtig. Ich nahm daher die Lampe auf und leuchtete ins Wasser.
Hab mir doch gleich gedacht, dass da was nicht stimmt. Im Wasser trieb nämlich ein Baum, den vermutlich der vorangegangene Sturm entwurzelt hatte und dann ins Wasser fiel. Die leichte Strömung vom Zufluss, einem kleinen Bach, tat sein Übriges.
Was blieb mir anderes übrig, als den Baum soweit wie notwendig ans Ufer zu ziehen, die Schnüre möglichst kurz abzuschneiden und den Baum weitertreiben zu lassen.

Die restlichen vier Ruten holte ich sicherheitshalber ein, ich hatte schon genug gedrillt zum Tagesanfang.
Der Himmel wurde auch schon grau, gleich wird die Sonne aufgehen. Also Zeit für einen Frühstückskaffee. Im Kanister war noch genügend Wasser, das auf dem Gaskocher schnell heiß gemacht wurde. Den Filter auf die Kanne, den gemahlenen Kaffee rein, das Wasser drüber war tägliche Routine. Schnell verbreitete sich der angenehme Duft im Lager.

Ich brauchte auch nicht lange zu warten, da hörte ich schon verhaltenes räuspern und schon krochen meine Kollegen, vom Kaffeeduft geweckt, aus dem Zelt.
Natürlich erzählte ich ihnen die ganze Geschichte wie ich mir die halbe Nacht um die Ohren schlug und den Wald sowie quasi die halbe Menschheit rettete.
Sie glauben mir bis Heute nur die Hälfte der Geschichte. Na ja, Nächstesmal bleib ich liegen ;-)

Franz P.
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