Geschichten\Nachtmarsch
Ich habe schon in meiner vorigen Geschichte darauf hingewiesen, dass Angler und Jäger im Allgemeinen gut miteinander auskommen. Gemeinsame Unternehmungen, sei es z.B. Eisstockschießen im Winter oder auch Hegefischen in der übrigen Jahreszeit, tragen dazu bei. Auf Einladungen folgen zumeist Gegeneinladungen. Von einem gemeinsamen Angeltag zweier Kollegen, einem Angler sowie einem Jagdfreund, möchte ich hier berichten.

Die Angeltour war zwischen Weihnachten und Neujahr angesetzt, also doch sehr spät im Jahr - zumindest für Angler. Um es gleich vorweg zu sagen, der Angeltag (eigentlich war es ja nur ein Nachmittag) verlief auch entsprechend Öde. Außer ein paar kleinen Aitel erbarmten sich keine Fische. Die beiden suchten daher Trost, in den zur Grundausrüstung gehörenden Flachmanns und fanden ihn auch ... am Grunde dieser praktischen Fläschchen.

Die Bewegungen der beiden wurden auch immer langsamer und sie übersahen fast, dass es doch schon sehr dunkel geworden war. Also packten sie zusammen und machten sich auf den Weg zu ihrem Wagen, den sie wegen der schlechten Beschaffenheit des Fahrweges schon so an die 600 m entfernt am Waldrand abgestellt hatten.

Die beiden marschierten also los, kamen aber nur recht langsam voran, da der Weg in der nun voll einsetzenden Dunkelheit nur an den helleren Eisflecken am Grunde der Traktorenspuren schwach erkennbar war. Sie fühlten sich mehr durch die Gegend. Es kann natürlich auch sein, dass der inzwischen vernichtete "Magenwärmer" die Trittsicherheit ebenfalls nicht sehr förderte.

Während sie sich so dahintasteten, zündete sich der Jagdkollege eine Zigarette an. Er hatte aber doch einige Mühe, das Zigarettenende mit der Flamme seines Feuerzeuges zu treffen. Es dauerte mindestens 2-3 Minuten bis er es geschafft hatte und der Glimmstängel endlich brannte.

Vor Freude über seinen Erfolg übersah er wohl eine dieser vorhin zitierten Eisflecken, stolperte und schlug der Länge nach vornüber aufs Gesicht, dass er mit reflexartigem vorstrecken seiner Arme nur unzureichend schützen konnte. Aber da ging es erst richtig los.

Laut schreiend, prustend und schnaubend kam er wieder hoch, bewegte sich wie ein Wirbelwind und schlug sich selbst immerfort ins Gesicht.

Mein Anglerkollege ging vorsichtshalber einige Schritte auf Distanz, um nicht von den wild umher fuchtelnden Armen getroffen zu werden.

Der Kampf des Jagdfreundes mit sich selbst ließ aber bald an Heftigkeit nach und erschöpft lehnte er sich, immer noch leise wimmernd, an einen Baum. Vorsichtig näherte sich ihm jetzt auch mein Anglerkollege, der natürlich keine Ahnung hatte, was diesen Tobsuchtsanfall ausgelöst hatte.

Was war geschehen?

Beim Fall auf die Nase hatte sich die brennende Zigarette umgebogen und ist mit der Glut voran in das linke Nasenloch gefahren. Reflexartig versuchte er nun durch zuhalten des anderen Nasenloches und gleichzeitig heftig blasend die Glut aus seinem Nasenloch zu entfernen.

Allein die Idee war gut. Es zeigte sich aber, dass dadurch die Glut erst so richtig Nahrung bekam und besonders heiß wurde. Die Glut war außerdem schon mit den Nasenhaaren verschmolzen und somit konnte sie nicht ausgeblasen werden.

Die Schläge ins Gesicht und auf die Nase folgten dann - er hatte auch mäßigen Erfolg damit, weil die Glut nun zerbröselte und Stück für Stück jetzt endlich aus dem Nasenloch fiel. Verständlich, dass der so gemarterte nur noch nach Hause wollte.

Zum Abschluss ist nur noch zu sagen, dass der Anglerkollege verständlicherweise lauthals lachen musste und aus diesem Grund sprach der Jagdfreund tatsächlich mehrere Wochen nicht mehr mit ihm.

Franz P.
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