Geschichten\Was man so alles bei Bogenturnieren beobachten kann
1. Schwammerlsucher, Sparziergänger, Reiter, Biker und Jogger.
2. Im Hintergrund laut quasseln, wenn ein Sportkollege am Abschusspflock steht.
3. Mehrmaliges Nachschießen auch wenn die Gruppe noch nicht fertig geschossen hat.
4. Score-Geilheit zum abwinken.

Zu 1).
Um im Turniergelände Schwammerln zu suchen, muss man schon zumindest eine Absperrung überwunden haben. Außer man hat im Wald in guter Deckung übernachtet.
Meist sind sie Paarweise unterwegs, wobei ich mit meinem Verdacht wohl nicht ganz falsch liege.
Reiter haben es hier leichter. Das Pferd geht eben den gewohnten Weg und der Reiter hat hier sofort eine Ausrede parat.
Auf Hinweise, dass es nicht gerade ungefährlich ist sich hinter den Zielen aufzuhalten, reagieren diese Leute oft nur mit offenem Mund und Verständnislosen Blicken.
Manchmal entsteht auch ein Hochgeistiger Dialog wie: "Haa? Wieaso? Is do wos los Heit?"
Oder auch: "Dös Ross mocht wos wüll, wos kaun i dafur."
Biker und Jogger sind auch nicht aufzuhalten. Ihr ständiger Blick auf den Pulsmesser bzw. Uhr verhindert wahrzunehmen was um sie herum vorgeht.
Manchmal erhält man auf Zuruf eine Antwort, wie: "I pfft! renn immer pffft! pffft! do", der man entnehmen kann, dass es sich hier wohl um seine Laufstrecke handelt.

Zu 2).
Es gibt immer viel zu erzählen, wenn man alte und neue Bekannte trifft. Aber muss es wirklich genau dann sein, wenn ein Gruppenmitglied am Abschusspflock bzw. schon im Auszug steht?
Anfangs dachte ich an Zufälligkeiten, aber dem ist meist nicht so.
Oft sind es gerade die Quassler, die, bevor sie noch am Pflock stehen, um Ruhe in der Gruppe bitten und ganz plötzlich mit gerunzelter Stirn dastehen, wenn es sie selbst betrifft.
Wenn ich einen "guten" Tag habe, provoziere ich auch diese Situationen als Revanche. Aber oft ohne Lern-Erfolg, und das auch bis zu 28x! Manche erkennen eben die "feine Klinge" nicht als solche. Muss demnächst ein Haumesser nehmen.

Zu 3).
Verständlicherweise sind es Spitzenschützen, die einen vermeintlich schlechten Schuss wiederholen wollen, was bei einem Animationsturnier kaum ein Problem darstellt.
Was ich aber nicht richtig finde ist, dass nachgeschossen wird obwohl die Gruppe noch nicht fertig ist. Vielleicht auch noch verzeihbar.
Aber wenn ein Schütze im Auszug steht, und der liebe Kollege einige Meter entfernt seinen Pfeil fliegen lässt, ist das schon ein starkes Stück. Ist mir selbst auch passiert, und auf meinen zarten Hinweis hin erhielt ich als Antwort:"Es geht eh um nix".
Und warum trainiert er dann so nebenbei? Denn nur darum geht's.
An Landes und Staatsmeisterschaften nehmen diese Schützen auch selten teil, da es da "zu streng zugehe". Gut so.

Zu 4).
Das leidige Thema. Manchmal muss selbst ich, der ich gefestigt in allen Turnierlagen bin, mir an den Kopf greifen. Einige Beispiele gefällig?

4a). Ein Pfeil hatte einen halben Meter vor dem Target einen kleinen Ast durchbohrt und steckte nun in diesem wobei die Pfeilspitze 20cm vor(!) dem Ziel in der Luft stand. Dazu muss man sagen, dass bei diesem Animationsturnier fast alle 3-D Tiere mehr oder weniger hinter Gestrüpp oder Laub verdeckt waren. Dies war, um dieses Turnier selektiver zu machen so gewollt.
Der Kollege wollte unbedingt diesen Schuss als Treffer werten! Also so was! Nicht mit mir.

4b). Ein Truthahn wurde am Sockel getroffen. 10cm von den Zehen entfernt.
Ich musste meine ganze Überredungskunst aufwenden um den Schützen zu überzeugen, dass dies ein Fehlschuss war. Ich hörte Argumente wie: "Die Zehen hätten auch da sein können, wo der Pfeil steckt, der Hersteller hat hier anders gearbeitet".
Wie, was?! Ich dachte, ich sei in einer anderen Welt gelandet.

4c). Die Wertungszonen am Körper des 3D Targets sind den Jagdturnierschützen bekannt.
Bei den meisten Turnieren nach IFAA muss die Trennlinie durch den Pfeilschaft durchtrennt sein um in die höhere Wertung zu kommen.
Hier entspinnt sich auch so manch lustiger Disput.
Der Pfeil lag am Ring nur an. Der Schütze meinte nun, dass das Target einfach falsch gemacht wurde. "Die Firma hat hier schlampig gearbeitet, daaa sollte die Linie sein", und zeichnete mit dem Finger eine Linie, natürlich um den Pfeil herum. Na so was!
Auch ist schon vorgekommen, dass die Linien zwischen den Federn eines 3D Truthahns als Wertungslinien verdächtigt wurden.
Ein gutes Beispiel ist auch ein Erlebnis mit einem Schiedsrichter, der meiner Gruppe als Schütze angehörte. Wenn er sich hier erkennt, möge er mir verzeihen.
Er outete sich von Anfang an als Kenner der Materie. Er versuchte uns ständig zu belehren und hatte immer was zu melden wie z.B. immer hinter dem Pflock stehen, obwohl laut Ausschreibung auch vor dem Pflock erlaubt war, oder dass man keine Hindernisse im Blickfeld wegtun darf und dass man Stille bewahren soll wenn jemand am Pflock stand.
Schön und gut, wenn man sich dran halten würde.
Es dauerte auch nicht lange und er schwätzte selbst laut im Hintergrund als ein Kollege schießen wollte. Mein lautes Psssst! war zur (verhaltenen) Gaudi der Gruppe nicht zu überhören. Wiederum einige Ziele später hatte er als letzter Schütze der Gruppe zwei Fehlschüsse, da knapp vor ihm ein kleiner dürrer Ast etwas das Ziel verdeckte, dass den Rest der Gruppe aber nicht sonderlich gestört hatte. Plötzlich holte er mit dem Bogen aus und hieb damit den Ast ab! Ich reagierte sofort und sagte:"20 Punkte Abzug"! (was ich natürlich nicht ernst meinte). Die Reaktion war Aufschlussreich, denn er murmelte etwas von:"Das Schussfeld muss nach dem Reglement frei sein" (siehe oben).
Der 3. Schuss, 4 Punkte, saß dann endlich. Daran sieht man auch, dass manche zur Erreichung eines annehmbaren Scores verschiedenste Mittel einsetzen.
Von da an wurde es eine ruhige Runde ohne besondere Vorkommnisse.

Glücklicherweise sind die erwähnten Vorkommnisse eher selten, da die Mehrheit unserer Schützen ja doch sehr diszipliniert ist.

Franz P.
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